18. Khalifa’s Shoes 2003

 Kalifenschuhe ein Problem?

Eins, zwei, drei mit Hammer’s Klauenlehre ist’s vorbei!

Sven und Catrin Hammer, Al Wabra Wildlife Preservation

 

Aus der Praxis und für die Praxis, das ist auch diesmal wieder das Motto unseres Beitrages. „Kalifenschuhe“, diese altertümlichen, nach oben gekrümmten, spitzzulaufenden Fußkleider aus 1001 Nacht stehen als Synonym für ein altbekanntes Phänomen: Dem Klauenauswachsen bei Huftieren!

Sowohl das Thema, als auch die Ursachen sind altbekannt, vielfältig und doch immer gegenwärtig. Für den Praktiker stellen in diesem Zusammenhang anstehende Behandlungen immer wieder aufs Neue eine Herausforderung dar, besonders wenn diese nicht so häufig und an wertvollen Tieren exerziert werden müssen:

 

”Wie fange ich an?”      Wie weit soll ich noch?     Noch ein Stück, oder blutet’s dann?”

Wir haben die Erfahrungen der funktionellen Klauenpflege aus der Rinderpraxis genutzt und mit Hilfe ausgeschuhter Antilopen- und Gazellenklauen artspezifische Zehenspitzenlängen testweise bestimmt.

Unsere These: Jede Huftierart hat eine artspezifische, genetisch definierte, physiologische Zehenspitzenlänge (= axiales Maß von Kronsaum zur Zehenspitze). Diese Zehenspitzenlänge kann anhand des äußeren Erscheinungsbildes bei Gefangenschaftshaltung jedoch nicht zuverlässig definiert werden, daher muss die Zehenspitzenlederhautlänge als Richtmaß bestimmt werden.

Wissenschaftlich gestützt wird diese These durch die umfangreichen Untersuchungen an der Rinderklaue (Zehenspitzenlänge beim Rind 7,5 cm, T.Raven E., 1998, „funktionelle Klauenpflege beim Rind“, Uni Utrecht, NL).

 

Wir nutzen die Klauen verstorbener Tiere, die entweder ausgekocht oder aufgesägt werden. Gemessen werden dann die axiale Lederhautlänge vom Kronsaum bis zur Zehenspitze und die seitliche Klauenwanddicke, von der auf die Sohlendicke geschlossen wird. Anhand der Untersuchungsergebnisse wird ein Mittelwert und eine “Sicherheitstoleranz” mit Hilfe des Maximalwerts bestimmt. Das so erarbeitete physiologische, artspezifische Zehenspitzenlänge-Maß wird genutzt um eine Klauenlehre (beliebiges Material) für den praktischen Geb/strauch zu erstellen. Auf diese Weise kann sich jeder, bezogen auf die Huftierarten seiner Institution, Klauenlehren erstellen.

Praktisch kann die Klauenkorrektur in drei einfachen Schritten durchgeführt werden:

Schritt 1: mit der erarbeiteten Klauenlehre Maß nehmen…

Schritt 2: mit einem Schnitt auf die artspezifische Zehenspitzenlänge kürzen.

Schritt 3: die seitliche Wand von Zehenspitze bis zum Ballen anpassen. Fertig!

 

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Maß nehmen
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Zehenspitzenlänge kürzen
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seitliche Wand anpassen
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Fertig!

Momentan befinden sich 10 verschiedene Antilopen-/Gazellenspezies in der Untersuchung in Al Wabra Wildlife Preservation. Detaillierte Ergebnisse werden bald folgen.
Ziel ist es durch das Wissen um die Zehenspitzenlänge einer Art, eine schnelle, einfache und sichere Durchführung der Huf- und Klauenkorrektur zu ermöglichen und zwar unblutig!

Anschrift der Verfasser:
Dr. Sven und Catrin Hammer, Al Wabra Wildlife Preservation, P.O. Box 44069, Doha, State of Qatar, e-mail: awwp.vet@alwabra.com

 

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